# 39 I Ana Roš über Autodidaktismus, vor Glück weinende Gäste und ihren Weg zur besten Köchin der Welt
Ana Roš ist eine der prägendsten Köchinnen Europas. Sie führte Hiša Franko zu drei Michelin-Sternen, erhielt den Grünen Stern für Nachhaltigkeit und wurde als 2017 World’s Best Female Chef ausgezeichnet. Im Restaurant Hero Podcast spricht sie über ihren ungewöhnlichen Weg in die Gastronomie, über Perfektion, Muttersein und darüber, wie sie aus einem abgelegenen Tal eine internationale Pilgerstätte für Kulinarik machte.
Gelernt von Ana
1. Autodidaktin mit Haltung
Ana hat nie eine Kochschule besucht und sich alles selbst beigebracht. Ihre ersten Jahre waren geprägt von Improvisation, Neugier und Beharrlichkeit. Ohne Investoren, ohne Pausen, lernte sie das Handwerk im laufenden Betrieb. Ihre größte Stärke: Sie musste ihren eigenen Stil finden.
Learnings:
- Grenzenlosigkeit entsteht durch Unabhängigkeit.
- Talent ist kein Ersatz für Disziplin, aber ein starker Antrieb.
- Selbstlernen bedeutet, sich selbst zu vertrauen.
2. Regionale Küche als Notwendigkeit
Da Hiša Franko abgelegen liegt, hatte sie keine Lieferanten. Also begann sie, das zu kochen, was die Region hergab lange bevor Regionalität zum Trend wurde. Heute arbeitet sie mit Foragern, Bauern und Nachbarn, um Mikroprodukte in feine Küche zu verwandeln.
Learnings:
- Not kann zur Quelle der Innovation werden.
- Regionale Produkte sind keine Einschränkung, sondern ein Spiegel der Umgebung.
- Wer die Natur versteht, kocht relevanter.
3. Der kreative Prozess
Ana beschreibt ihre Arbeit wie die eines Malers. Sie sieht Zutaten als Farben. Manche Kombinationen entstehen im Kopf, andere auf dem Teller. Ihr Team testet jedes Gericht regelmäßig neu, weil die Natur sich ständig verändert.
Learnings:
- Geschmack ist lebendig und braucht konstantes Feedback.
- Kreativität entsteht aus Beobachtung, nicht aus Rezepten.
- Ein gutes Gericht wächst mit den Jahreszeiten.
4. Fehlerkultur und Verantwortung
In einer Drei-Sterne-Küche darf es keine schlechten Tage geben, sagt Ana. Doch sie akzeptiert, dass Menschen Fehler machen. Statt Perfektion zu fordern, schafft sie Kontrollpunkte und regelmäßige Verkostungen.
Learnings:
- Exzellenz braucht Systeme, keine Angst.
- Perfektion ist ein Prozess, kein Zustand.
- Verantwortung bedeutet, Kontrolle abzugeben, ohne Haltung zu verlieren.
5. Delegieren als Reifeprozess
Der Netflix-Dreh zwang Ana, Aufgaben loszulassen. Aus der Familienküche wurde ein professionell geführter Betrieb. Anfangs schwer, heute notwendig. Nur durch Delegation bleibt sie kreativ und kommunikativ.
Learnings:
- Kontrolle abzugeben ist der schwierigste Schritt im Wachstum.
- Vertrauen ist eine Führungsdisziplin.
- Professionalisierung schützt vor Burnout.
6. Familie und Arbeit
Ana spricht offen über die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Karriere. Ihre Kinder wuchsen zeitweise in der Küche auf. Für sie war das keine Schwäche, sondern Realität.
Learnings:
- Es gibt keine perfekte Balance, nur bewusste Entscheidungen.
- Mut bedeutet, eigene Wege zu gehen. Auch als Mutter.
- Disziplin ersetzt nicht die Liebe, aber sie macht sie möglich.
7. Gastronomie als Kulturauftrag
Für Ana ist Kochen Kunst. Sie fordert, dass Fine Dining als Kulturgut anerkannt wird, ähnlich wie Musik oder Malerei. Denn es erzählt Geschichten eines Landes, bevor sie verloren gehen.
Learnings:
- Kulinarik ist kulturelle Identität.
- Wer die Zukunft des Essens gestaltet, bewahrt die Vergangenheit.
- Gesellschaftliche Anerkennung bleibt die größte offene Rechnung der Branche.
Fazit: Zwischen Feuer und Feinheit
Ana Roš steht für eine Form der Kulinarik, die Intelligenz, Gefühl und Widerstandskraft vereint. Ihre Geschichte zeigt, dass große Küche nicht aus Privilegien entsteht. Ihr Erfolg ist weniger das Ergebnis eines Plans, sondern einer unerschütterlichen Leidenschaft, die sie selbst am besten beschreibt: “We are humans cooking, not machines.”