#22 I Barbara Eselböck über die Bedeutung des Zuhörens, Generationswechsel und weshalb sie sich nur dann ein T-Shirt kauft, wenn sie sich wirklich eines leisten kann
Barbara Eselböck ist Gastgeberin, Multiunternehmerin und gemeinsam mit ihrem Mann Alain das Herz hinter dem Taubenkobel im Burgenland – einem der renommiertesten Restaurants und Boutique-Hotels Österreichs. Im Gespräch geht es um Familienunternehmen, den Generationenwechsel, Führung als Beziehungsarbeit und die Kunst, mehrere Projekte und das Privatleben unter einen Hut zu bringen. Barbara spricht offen über ihre Kindheit im Betrieb, die Herausforderungen und Chancen der Nachfolge, Mitarbeiterbindung und warum Zuhören in der Gastronomie oft wichtiger ist als Reden.
Gelernt von Barbara:
Familie als Fundament und Inspiration
Barbara betont, dass der familiäre Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung die Basis für den Erfolg der verschiedenen Betriebe sind. Jeder in der Familie hat seinen eigenen Weg gefunden, aber alle teilen den Anspruch an Qualität und Leidenschaft für das, was sie tun. Fehler werden als Lernchancen gesehen, und der Austausch zwischen den Betrieben bereichert alle.
Learning für die Gastronomie:
- Familienunternehmen profitieren von gegenseitiger Inspiration und Unterstützung.
- Fehler sind wichtige Lernmomente und fördern die Weiterentwicklung.
Nachfolge und Generationenwechsel
Die Übernahme des Betriebs war ein Prozess mit Höhen und Tiefen. Barbara beschreibt, wie wichtig es ist, den Übergang gemeinsam zu gestalten, offen zu diskutieren und Konflikte auszutragen. Ein schrittweises Hineinwachsen in die Verantwortung und die enge Bindung an den Betrieb erleichtern die Übergabe.
Learning für die Gastronomie:
- Nachfolgeprozesse brauchen Zeit, Offenheit und manchmal auch Streit, um gemeinsam Lösungen zu finden.
- Persönliche Verbundenheit mit dem Betrieb erleichtert die Übernahme.
Führung als Beziehung und Alltagsarbeit
Für Barbara ist Führung wie das Führen einer Familie: Sympathie, Respekt und offene Kommunikation stehen im Mittelpunkt. Sie stellt nur Mitarbeitende ein, mit denen sie sich wohlfühlt, und setzt auf langjährige Beziehungen. Viele Teammitglieder sind seit über zehn Jahren dabei. Flexibilität und individuelle Lösungen – etwa bei familiären Herausforderungen von Mitarbeitenden – sind selbstverständlich.
Learning für die Gastronomie:
- Führung basiert auf Vertrauen, Sympathie und langfristigen Beziehungen.
- Individuelle Bedürfnisse der Mitarbeitenden ernst nehmen und flexibel darauf eingehen.
Zuhören als wichtigste Führungsqualität
Barbara hebt hervor, dass echtes Zuhören – bei Gästen, Mitarbeitenden und Kindern – zentrale Voraussetzung für erfolgreiche Führung ist. Nur wer aufmerksam ist, kann auf Bedürfnisse eingehen und authentisch reagieren.
Learning für die Gastronomie:
- Zuhören schafft Verbindung und ermöglicht maßgeschneiderte Gastfreundschaft.
- Führungskräfte sollten sich bewusst Zeit nehmen, zuzuhören, statt nur zu senden.
Work-Life-Balance und Integration von Familie
Barbara sieht die Integration der Familie in den Betrieb als Vorteil: Die Kinder wachsen im Restaurant auf und erleben die Arbeit der Eltern hautnah. Das schafft Nähe und Flexibilität, auch wenn jeder seinen eigenen Weg geht. Die Gastronomie bietet aus ihrer Sicht viel Unabhängigkeit und Gestaltungsspielraum.
Learning für die Gastronomie:
- Familienfreundliche Strukturen können ein Vorteil sein und zur Mitarbeiterbindung beitragen.
- Flexibilität bei Arbeitszeiten und Aufgaben fördert Zufriedenheit und Loyalität.
Krisenmanagement und positives Mindset
Finanzielle Vorsicht und ein grundsätzlich positives Denken helfen Barbara, Herausforderungen zu meistern. Sie sieht Krisen als Chancen für Weiterentwicklung und bleibt auch in schwierigen Zeiten optimistisch.
Learning für die Gastronomie:
- Ein positives Mindset und finanzielle Umsicht stärken die Resilienz des Betriebs.
- Herausforderungen sind Teil des Unternehmeralltags und fördern Innovation.
Diversität und Abwechslung als Erfolgsfaktor
Abwechslung ist für Barbara essenziell – sowohl für sie selbst als auch für das Team. Pop-ups, flexible Arbeitsmodelle und die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln, sorgen für frischen Wind und Motivation.
Learning für die Gastronomie:
- Abwechslungsreiche Projekte und flexible Strukturen fördern Kreativität und Teamgeist.
- Junge Mitarbeitende profitieren von internationalen Erfahrungen, langjährige Mitarbeitende von Stabilität.
Fazit: Führung mit Herz, Verstand und Flexibilität
Barbara Eselböck zeigt, dass moderne Führung in der Gastronomie vor allem auf Beziehung, Flexibilität und persönlicher Integrität basiert. Zuhören, Vertrauen und ein positives Betriebsklima stehen im Mittelpunkt. Erfolgreiche Gastronomie lebt von Authentizität, Leidenschaft und dem Mut, neue Wege zu gehen – im Team, mit der Familie und für die Gäste.